Philosophische Reflexionen zwischendurch:
Aufgabe der theoretischen Sozialwissenschaft (Popper)
...Die Lehre, nach der es die Aufgabe der Sozialwissenschaften ist, historische Prophezeiungen hervorzubringen und nach der wir historische Prophezeiungen brauchen, um die Politik rational zu gestalten, kritisiert Popper in dem Aufsatz Prognose und Prophetie in den Sozialwissenschaften (1984). Diese Lehre bildet einen wichtigen Bestandteil des “wissenschaftlichen Sozialismus” bzw. des “Marxismus”. Nach Popper besteht die Hauptaufgabe der theoretischen Sozialwissenschaften in der Feststellung von unbeabsichtigten sozialen Rückwirkungen beabsichtigter menschlicher Handlungen.
Aus der Zeitschrift “Information Philosophie” 4/2000, S. 54. Unter der Rubrik “Ausgaben” und darin “Popper” den Artikel “Widerlegungen”, S. 52-55, bei dem es um den ersten Teilband mit 10 Aufsätzen der deutsche Übersetzung von Conjectures and refutations geht.
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Gesellschaftskritik als Praxis (Walzer)
...Erstens geht Walzer davon aus, dass die eigentliche Pointe von Gesellschaftskritik darin besteht, Bürger dazu zu motivieren, Praktiken und Institutionen aktiv zu verändern, dass Kritik also primär auf Praxis abzielt. Dann aber muss die Kritik ihre Adressaten überzeugen können, indem sie deren Ansichten und Emotionen anspricht - und sich nicht allzu weit von diesen entfernt. Zweitens kann bloß eine hermeneutische Kritik die Komplexität unserer spezifischen Überlieferung und der mit ihr verwobenen Werte ernst nehmen. Nur so fällt die Kritik substantiell genug aus, um für die Adressaten von Interesse zu sein. Und drittens zeigt der Kritiker, indem er von Prämissen ausgeht, die alle teilen, dass er sich nicht von der “Masse” abheben, sondern mit seinen Mitbürgern in ein demokratisches Gespräch eintreten will. Eine derart “bescheiden” auftretende Kritik soll für die Adressaten nicht nur leichter verständlich und eher zu akzeptieren sein, sondern hierdurch auch effektiver ausfallen... (S.48)
Aus der Zeitschrift “Information Philosophie” 2/2005, S. 48. Unter der Rubrik “Positionen” und darin der Artikel: Michael Walzer. Dargestellt von Mattias Iser. (S.44-49)
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Konkrete Probleme im Lichte realisierbarer Alternativen (Hans Albert)
Theorien, mit deren Hilfe wir imstande sind, soziale Phänomene irgendwelcher Art, also auch solche, die unter gewissen Gesichtspunkten als Übelstände erscheinen, zu erklären, setzen uns nämlich prinzipiell in die Lage, Ansatzpunkte für deren Beseitigung zu erkennen, gleichzeitig aber auch zu sehen, welche Nebenwirkungen sich dabei nicht vermeiden lassen. Derartige Theorien können daher als brauchbare technologische Grundlage einer rationalen Politik angesehen werden. Sie bieten uns die Möglichkeit, konkrete Probleme im Lichte realisierbarer Alternativen zu behandeln.
Diese Methode der Lösung ordnungspolitischer Probleme kombiniert also eine theoretisch und historisch fundierte Sozialkritik mit einer Sozialtechnologie auf eben derselben Grundlage.
Aus: Hans Albert, Marktsoziologie und Entscheidunglogik. Ökonomische Probleme in soziologischer Perspektive. Luchterhand Verlag, Neuwied und Berlin 1967, S. 233f.
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