14.07.10
Cohen-Master Song – Teil 2
(Der Teil 1 befindet sich als ‘Interpretation’ auf meiner Lyrik Website hinter dem Lied-Text).
Das Ganze läuft also darauf hinaus, daß es eine Art Dissoziation gibt. Einmal der Manipulator und sodann der Ehrliche.
Aber zunächst mal: was wären eigentlich solche Master? Welche Beispiele kenne ich? Persönlich kenne ich den Jugendleiter Herbert Neuhaus und meinen Mitkollegiaten in Wetzlar, Peter Hayek, den MG-Fahrer. Weniger persönlich: der Freund von Peter Hayek, der Porsche-Fahrer; auch Walter, den Geschäftsführer von McPurcels Pub; der Scopolamin-Franzose in Goa, auch der kriminelle Schweizer in seinem Goa-Hüttchen; sodann der Kuweit-Ami, der mal hier im Haus wohnte und dessen Freund; weiters: dieser ehemalige Mieter, der später Roberts Therapeut wurde (Rosenberg); der Psychologie-Student, von dessen Freundin Uschi ich jene Master-Platte habe, sodann last not least, den Jansen in Heidelberg oder auch den Hans Bär bei den Grünen. Nicht zu vergessen den Don John in späteren Jahren.
Berühmte Beispiele für mich sind die Stones, insbesondere Mick Jagger, sodann Udo Lindenberg, Bertolt Brecht, Rainer Röhl, Gunter Sachs, John F. Kennedy, Richard Sorge.
Was ist das Kennzeichnende solcher Master? Bei ihnen stehen die adretten Weiber Schlange bzw. die Master haben kein Problem an etliche dran zu kommen.
Wie ist das zu erklären?
Ich denke, es geht um eine Rollenproduktion. Die matriarchale Weiberidentität, die jene erfolgreichen Typen zu Männern erzog, will in Form von entsprechenden (‚attraktiven’) Jungweibern diese Rolle bei jenen erfolgreichen Männern noch mal verfestigen, um dadurch gleichzeitig selbst extra anerkannt zu werden in ihrer eigenen Attraktivitätsrolle. Dadurch werden sie unangefochten gegenüber sonstigen menschlichen, humanen Anforderungen (etwa eines früheren Liebhabers).
Interessant sind diejenigen Master, die irgendwie in die Alternativ- oder Linksszene hineingehören. Sie wildern dort herum wie die Trüffelschweine, insofern sich auch dorthin ‚attraktive’ Weiber hinverirrt haben.
Wie ist das möglich?
Die Weiber stehen ja generell vor dem Problem, daß sie einerseits Sicherheit haben wollen, wo hingehören wollen, sozusagen Daheimsein wollen. Andererseits aber lechzen sie insgeheim oder öffentlich – je nach eigener Attraktivität - nach einem Master.
Da gibt es dann die verschiedensten Varianten, wie sich dieses Problem darstellt.
Fall 1. Die schöne Miss X ist mit einem strengen, kargen Alternativo Z zusammen. Dann kommt der weltgewandte Mr. Y daher und erlöst sie in Form einer schnell entschwindenden rauschhaften Sexual-Beziehung. Miss X sieht nachher ziemlich runtergekommen aus. Alternativo Z ist offenbar ebenfalls ziemlich mitgenommen, was mit ihm jetzt los ist, weiß niemand.
Fall 2. Die junge, 15-16 jährige Miss X sieht einerseits ganz realistisch im 21-jährigen Y ihren zukünftigen Gatten. Das muß sie aber nicht hindern, zwischenzeitlich heimlich mit der weltgewandten Autoritätsperson Z eine Sexualbeziehung einzugehen.
Fall 3. Die schöne junge unerfahrene Miss X läßt sich auf einen erfahrenen Romantiker Y ein, der es wirklich ernst meint mit ihr. Sie denkt vielleicht, dies sei ihr Master, aber nachdem er Feuer-frei gegeben hat für Sexual-Emanzipation, entdeckt sie im Lauf der Zeit verschiedene andere, vor allem dann auch echte Master. Alles fängt an zu schwimmen, bis nach und nach ihre Welt zusammenbricht.
Fall 4. Die schöne Miss X ist mit dem Master-Arzt Y zusammen, merkt aber, daß ihr in dieser Beziehung als Geliebte von Y, von der sie nicht loskommt, was fehlt. Sie läßt sich also auf einen Studenten Z ein, der ihr was Anderes, was Romantisches zu verkörpern scheint.
Was ist eigentlich ein Master? Wie läßt sich das definieren?
Ich denke, es muß was mit der offiziellen Welt zu tun haben:
Er muß echt Kohle beziehen (oder zumindest so tun als ob) und/oder muß Anerkennung zumindest in der inoffiziellen Welt haben. Er muß sich gut verkaufen können als jemand ganz Besonderes – wozu natürlich Freunde & Bekannte mithelfen können.
Je dümmer und naiver, oder auch gutartiger, jetzt eine Frau ist – oder auch je mehr arm dran sie ist – um so eher fällt sie auf den nächst-besten Master rein.
Ein Master muß irgendwie das Offizielle (auch im Inoffiziellen) verkörpern. Ihm geht es mehr um Manipulation als um Wahrheit. Es geht um die Rolle, nicht um die Beziehung als solche.
Man kann demnach sagen: Das Leben der Beziehungen in dieser Gesellschaft gruppiert sich um das Master-Syndrom. Es geht also primär nicht darum, was jemand ehrlicherweise will, sondern was er manipulativ will. Es geht primär um Sonntagsreden, nicht um reale Verwirklichung. M.a.W. es geht primär um Bourgeois und nur sekundär um Citoyen.1 – Der Überrest des Weiber-Matriarchats in Form von Weiber-Attraktivität stützt mit gewaltigen Kräften die Bourgeois-Rolle und schwächt die Citoyen-Rolle. Das ist es doch eigentlich, worum es sich bei dem Master Song handelt – oder?
1 Schon allein die Jagd nach schönen Weibern bringt Unehrlichkeit und Manipulation mit sich!
Hier gehts zum Teil 3
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