17,03,10
Besitz vs. Beziehung
Ein erstes Beispiel sind viele ‚Hundebesitzer‘. Sie können es schlecht vertragen, wenn ihr Hund auch an anderen Menschen ein positives Interesse bekundet. Dies also wäre das Besitzverhältnis eines Menschen gegenüber ‚seinem‘ Hund. Ein Hund des Beziehungs-Verhältnisses würde sich zwar anderen Menschen durchaus zuwenden, wenn er feststellt, dass diese freundlich ihm gegenüber gesinnt sind, aber er weiß natürlich, zu wem er gehört, wer sich wirklich um ihn kümmert.
Ein anderes Beispiel sind Mütter, denen es nicht im Traum einfällt, ihr Kind sich autonom entwickeln zu lassen (selbstverständlich mit ihrer und des Vaters Unterstützung), sondern stattdessen die freie Entwicklung des Kindes entweder mit Überfüsorge oder mit Nicht-Beachtung (Vernachlässigung) ihres Kindes ersticken. Ich denke, diese Mütter haben unbewusst die Besitzverhältnis-Vorstellung gegenüber ihrem Kind.
Das dritte Beispiel sind sexuelle Beziehungen. Das ist allerdings ein schwieriges Kapitel, denn während der Studentenbewegung wurde gerade das Besitzverhältnis in den sexuellen Beziehungen angeprangert, beispielsweise mit dem Spruch: „Wer zweimal mit der (dem) selben pennt, gehört schon zum Establishment!“ Was bei genauerer Analyse zum Vorschein kommt, ist in der Tat, dass es sich bei den Sexualbeziehungen in dieser Gesellschaft um Besitz handelte, nämlich um den Besitz von Warenfetischen. Aber dass dies nicht dogmatisch festzumachen war an der ‚Dauerbeziehung‘, die zugunsten von legeren - eigentlich immer noch (wenn auch gelockerten) - Warenfetisch-Beziehungen sich zu verflüchtigen habe, war den damaligen Protagonisten keineswegs klar. Tatsächlich gibt es unterschiedliche Arten von Dauerbeziehungen, z.B. solche am einen Extrem, wo es nur um den Schein einer Beziehung geht, und es gibt solche, am anderen Extrem, denen es um echte Freundschaft und Zusammenarbeit geht. Dazwischen gibt es jede Menge Unterteilungen und Übergänge.
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