14,07,25-Bürger und Spießbürger
Die echten Bürger teilen sich auf in Bourgeois (asoziale Egoisten in hohen Positionen, Mafiosi, Imperialisten, Kriegstreiber) und Citoyen (teilweise am Gemeinwohl und vor allem an Leistung orientiert).
Ein echter Bürger zeichnet sich jedenfalls dadurch aus, daß er sich absetzen will gegen Niederrangige. Er strebt also danach, hochrangig zu sein. Da die bürgerliche Gesellschaft dementsprechend strukturiert ist, gibt es Rangordnungen des Besitzes, der Titel, der Positionen, der Einkünfte, der Anerkennungen.
Nun gibt es aber das Problem der Demokratie mit den edlen Verfassungstexten: Alle sind vor dem Gesetz gleich, die Würde des Menschen ist unantastbar, niemand darf wegen seiner Rasse, Geschlecht, politischen Anschauungen etc. benachteiligt werden: Genauer:
GG, Artikel 3.3: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
Dieser 3.3 steckt voller schamloser Lügen. Z.B.: hat jemand eine besitzgetränkte Herkunft wie z.B. Karl-Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg, so ist er sehr wohl seitens seiner Herkunft schon von vornherein bevorzugt ohne Ende. Und jemand ohne Besitz, der in einem Weststadt-Hochhaus aufwächst, ist schon von vornherein benachteiligt ohne Ende.
Oder anderes Beispiel: Jemand mit der falschen politischen Anschauung, wo bitte schön, wird der nicht benachteiligt, wenn es etwa um Bundesverdienstkreuze und dergl. geht?
Nächstes Beispiel: Wenn jemand älter wird – ok, ist er mehr und mehr behindert. Aber ab 50 spätestens hat diese Sorte Behinderte in der Regel keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt!
Also die schönen Verfassungstexte sind vielleicht gut gemeint (gewesen). Aber die original Bürger können offenbar nicht über ihre Schatten springen. Sie brauchen letztlich doch unter allen Umständen Ungleichheit, Zensur und Mißachtung der Menschenwürde. (Eine ausgezeichnete Darstellung dieser Situation findet man bei der Thriller-Trilogie von Stig Larsson (Verblendung, Verdammnis, Vergebung). Der politische Autor Günter Wallraff hat auf seine Weise wesentliches Dokumentarmaterial zur Aufdeckung dieses Phänomens hergestellt.
Es ist offenbar ein entscheidender Aspekt der bürgerlichen Gesellschaft, sich mit einem schönen Schein von Menschenrechten, Verfassungstexten usw. selber zu glorifizieren. Aber immer, wo Idealisierungen zuschlagen, verbirgt sich dahinter eine menschenfeindliche Struktur des ‚Schattens‘, wie die Psychologie C.G. Jung‘s erkannte.
Mit anderen Worten: Auch angeblich gutmeinende Citoyen-Bürger können durchaus rücksichtslos, ignorant, fabulierend und was nicht alles sein, wenn es ihre Rangordnungsinteressen (scheinbar) erfordern. – Man darf solchen Leuten nie wirklich über den Weg trauen. Sie verfolgen auch mit scheinbarer Gutartigkeit einen Zweck, nämlich höher zu steigen, einen Niederrangigen als Trittleiter zu benutzen. Bei denen ist alles letztlich Berechnung. – Und wer Ihrem Zweck nicht (mehr) dient, wird wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen. Alle Bürger (im eigentlichen Sinne) sind gesteuert von manipulierender Vernunft im Sinne von Macht, Geltung und Rolle.
Interessant ist die Rolle der ‚einfachen Leute‘, die sich an die ‚richtigen‘ Bürger anlehnen wollen, sich mit ihnen identifizieren wollen. Diese würde ich als ‚Spießbürger‘ definieren.
Ich denke, was noch nirgends ordentlich gewürdigt worden ist, bei der Analyse des Nationalsozialismus, daß die Idee der ‚Volksgemeinschaft‘ die massenhafte Annäherung der einfachen Leute an die (hohen) Bürger darstellte. Also eine massenhafte Spießbürgergesellschaft (wie sich dann deutlich in den 50er Jahren in Deutschland zeigte). Das lag wohl auch an Hitler selber, der (als besitzloser Landmensch in der Stadt) vor dem 1. Weltkrieg von den Bürgern in der Regel mißachtet wurde (speziell bei der Akademie der Bildenden Künste in Wien, bei der er sich zweimal erfolglos bewarb).
Hitler hatte also die Idee der ‚Volksgemeinschaft‘, wo eben auch der einfache Mensch sich als eine Art ‚echter‘ Bürger fühlen sollte (sogar mit eigenem Auto), Reisen auf Urlaubs-Schiffen, eigenem Häuschen usw. – Ich bin überzeugt, daß dies einen großen Teil der gewaltigen Zustimmung des deutschen Volkes zum Nationalsozialismus erklären kann.
(Das kann natürlich kein typisch echt bürgerlicher Denker der offiziellen Reflexion über NS-Geschichte anerkennen, deshalb ahnt man – oder weiß man - davon offiziellerweise nix – das ist allem Anschein nach ein blinder Fleck bürgerlicher NS-Geschichtsschreibung - wie ich vermute).
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