Manfred Aulbach
07.03.01
Die Dichter
Safranski: "Er [Heidegger] zitiert Hölderlin als wortmächtigen Zeugen unseres Mangels an Sein ("Götternacht") und als Vorboten einer möglichen Überwindung dieses Mangels."
"Die Dichter sind die eigentlichen Erfinder der Kultur eines Volkes."
Da denke ich persönlich an Bob Dylan - heutzutage - und schon vergessenerweise. Denn gegen das Rad der allumfassenden oberen Bourgeois-Vorreiterrolle & unteren kleinbürgerlichen Nachvollziehungsrolle, d.h. gegen die Allianz Produktion-Konsumtion-Technik-Politik kann niemand angehen. Im Gegenteil: wir stecken alle mittendrin.
Die Dichter sind also weitestgehend ohnmächtig, aber wir brauchen sie dennoch als Hoffnung (für andere Zeiten).
Deswegen ist auch Bob Dylan und alles andere von damals (Beatles, Studentenbewegung, Hippies) wiederum schon (offiziell) vergessen. Denn es hat alles keine Chance gegen das Rad. Das Rad gestattet kleine Auflehnungen gegen ein Großes. Sicher es gibt Stratifizierungen: Abbau unnötiger historischer Vorgegebenheiten: Abbau sexueller Restriktionen, Abbau erzieherischer autoritärer Fehlhaltungen, Verbraucherschutz, Umweltschutz, Digitalisierung von Literatur, Freie Enzyklopädie und dergl. Das ist das einzige, wofür sich zu 'kämpfen' lohnt. Aber denke niemand, daß jemals dem Kämpfenden von damals wenigstens beispielsweise ein 'Denkmal des unbekannten Studenten von 1967" o.ä. errichtet werden würde! Deswegen erstickt ja auch naturnotwendigerweise all diese schöne Begeisterung für was Edles jenseits des herrschenden Systems. Es hat einfach keinen Platz.
|